125. Jahre VACC München-Südbayern
Über 100 Verbandsbrüder und korporierte Gäste gratulierten mit ihrer Anwesenheit der – nach eigener Auskunft – „größten VACC der Welt“ am Samstag, dem 19. November 2016, anlässlich eines Festkommerses besonderer Art, abgehalten in der Traditionsgaststätte „Haderner Augustiner“ in München. Die Organisatoren vom VACC-Vorstand unter Vorsitz von Vbr. Dedo Töpfer, T! Cheruscia Straßburg/München et T! Alemanno-Palatia Erlangen, hatten sich etwas Besonderes einfallen lassen, um diesen Kommers aus dem Einerlei gleichartiger Veranstaltungen herauszuheben.
Was war also anders: Zunächst die Möglichkeit, vor dem Kommers gemeinsam mit Damen zu speisen und aus einer eigens für diesen Anlass zusammengestellten Speisekarte auswählen zu können. Der anschließend um 20:15 Uhr beginnende Kommers war von Anfang an auf eine Länge von maximal 100 Minuten geplant, so dass die Damen, die noch im Lokal verweilen wollten, im Anschluss an den Kommers zu den Kommersteilnehmern hinzukommen konnten. Weiter eine Beschränkung der offiziellen Inhalte auf eine kurze Begrüßung der Teilnehmer und Gäste, eine kleine Liedauswahl und maximal ein kurzes Grußwort, wenn gewünscht, satt langer Vertreterreden.
Höhepunkt war sicherlich die Rede von AHCC-Vorsitzer Verbandsbruder Dr. Ali O. Mahdi, den ich gebeten hatte, über das Thema „Wo steht der CC heute, wofür steht er in 10 Jahren“ nachzudenken; ein Vorschlag, dem er in vorzüglicher Weise nachkam. Die gegenwärtige Situation sei gekennzeichnet von mehr und mehr Gewalt und Ablehnung studentischer Korporationen in vielen Hochschulstädten, auch vor CV-Mitgliedern in Couleur werde von bestimmten Kräften nicht mehr Halt gemacht. Zugleich sei das Interesse der für die Aufklärung von Straftaten zuständigen öffentlichen Stellen gleich Null, wie er mit einigen Beispielen belegen konnte. Auf der anderen Seite sei zwar die Nachwuchslage durchaus gut, aber die Studenten würden immer jünger, sind teilweise noch minderjährig und könnten somit einigen Aktivenpflichten noch gar nicht nachkommen; oder ein junger Abiturient mache nach der Schule erst einmal ein Jahr Pause und ginge z. B. nach Neuseeland zum Kiwipflücken. Mangels öffentlicher Präsenz an und in den Hochschulen gäbe es so manchen, der während seines Studiums nichts von der Existenz der Korporationen erführe, und dann erst im Berufsleben auf Alte Herren träfe, was manchen dann doch noch anregte, ein Band aufzunehmen.
„Die VACCs müssen für die junge Generation von Alten Herren attraktiver werden“, AHCC-Vorsitzer Dr. Ali Mahdi
Aus seiner Erfahrung durch viele Besuche bei VACC-Veranstaltungen wisse er aber auch, dass für einen jungen, gerade ins Berufsleben eingetretenen Verbandsbruder eine VACC, die nur aus wenigen über 80jährigen Mitgliedern bestehe, die sich zudem noch alle bereits um 17:00 Uhr monatlich stets im dunklen Anzug träfen, in der heutigen Zeit gänzlich unattraktiv für einen Beitritt sei. Ein aktueller Erfahrungsaustausch im Sinne vom Bilden von Netzwerken sei da nicht mehr möglich. Wenn eine VACC gar auf elektronischem Wege nicht erreichbar sei und die Treffen „in Privathäusern“ oder an Veranstaltungsorten „auf Anfrage“ stattfänden, sei das Modell VACC nicht zukunftsfähig. Insofern sei offen darüber nachzudenken, welche anderen Vernetzungsmöglichkeiten vielleicht in der Zukunft denkbar seien, auch über unseren Dachverband hinaus. Mit den Corpsverbänden bestehe da weitgehend Konsens. Mit seiner kritischen Darstellung konnte Verbandsbruder Dr. Mahdi auf große Zustimmung der Corona stoßen, die immerhin aus 50% Aktiven und 50% Alten Herren bestand, darunter auch Vertreter des KSCV, der DS, des katholischen Unitasverbandes und des KV.
„Netzwerken ist in der heutigen Zeit unabdingbar – ‚Museumsbesuche mit Damen‘ ist ein überkommenes Angebot“, Herr Friedhelm Dönges, Vertreter des KSCV
Unterstützung fand er in Herrn Friedhelm Dömges als Vertreter des KSCV, der bestätigen konnte, dass ähnlich wie im CC auch bei den Corpsverbänden nur etwa 30% der Alten Herren Mitglied eines AHSC oder einer WVAC seien. „Netzwerken“ sei aber in der heutigen Zeit unabdingbar und so hätten sich mancherorts, so auch in München, verbandsübergreifende Gruppen und Stammtische gebildet, in denen sich junge Alte Herren, die sich vielleicht als Aktive ihrer unterschiedlichen Bünde nie gegrüßt hätten, zu genau diesem Zweck zusammenträfen. Diesen Weg gelte es weiterzuverfolgen, denn an „Museumsbesuch mit Damen“ und ähnlichen überkommenen Angeboten habe er und viele andere kein Interesse.
Auch er erhielt regen Beifall, ebenso Herr Verbandsbruder Fabian Fritz für sein Grußwort im Namen der Nachpräsidierenden im CC, T! Alemanno-Palatia Erlangen. Mit dem Lied „Gaudeamus igitur“, von der vorzüglichen Biermusik unseres Verbandsbruder Dr. Bootz untermalt, und dem Auszug der Herren Chargierten von immerhin 5 Bünden endete der Kommers wie geplant um kurz nach 22 Uhr und es schlossen sich noch zahllose Gespräche unter dem Beisein der nun dazugekommen Damen an.
Nachbemerkung des Schreibers dieser Zeilen: Ich hatte den Eindruck, dass die Veranstaltung auf das freundliche Personal des „Haderner Augustiner“ einen außerordentlichen Eindruck gemacht hatte, etwas Ähnliches hatten sie wohl noch nie zu Gast und widersprach allen gängigen Klischees:
Und die Bierversorgung klappte besser als auf manchem Verbindungshaus…
P. Müller, L! Macaria Köln