Coburg
Ein Besuch in Coburg außerhalb des Pfingstkongresses scheint auf den ersten Blick sehr entspannt, ist man doch quasi inkognito in der Stadt. Coburg wirkt schön, unaufgeregt und ist eine anmutende Stadt, die plötzlich viel mehr als Bier und Verbandsbrüder zu bieten hat.
Gruppenfoto zum 130-jährigen Bestehen der Franco-Borussia
Und dann plötzlich heißt es in einem Café „Hey, hallo, was machen Sie denn hier“. Dann fühlt man sich doch gleich wieder willkommen und zu Hause. Die Franken-Preußen hatten schon zum Begrüßungsabend am Donnerstag auf ihr Haus zu einer zünftigen fränkischen Vesper eingeladen und so entwickelten sich schon zu Beginn des Stiftungsfestes eine prächtige Stimmung und ein reger Austausch.
Am späten Freitagnachmittag, vor dem Portal des Rathauses, war eine Bierbar aufgebaut und direkt daneben gab es Coburger Bratwürste. Die Franken-Preußen und ihre geladenen Gäste, unter ihnen auch der Oberbürgermeister Sauerteig mit Band, vergnügten sich in aller Öffentlichkeit zwanglos und ohne jedwede Beeinträchtigung von brüllenden oder pöbelnden Gegnern. Coburg wie es früher war. Diese gelassene Stimmung herrschte anschließend auf dem Kommers und während des ganzen Festes. Erwähnenswert ist besonders, dass die Herren Chargierten der Franken-Preußen, der Vorpräsidierenden Saxo-Suevia und der befreundeten Hansea Leipzig während des gesamten Kommerses standen. Erwähnenswert sind auch die Grußworte des Oberbürgermeisters, der wie schon zu Pfingsten angekündigt neben der Gratulation nur zum Ausdruck brachte, dass er singen und trinken möchte.
Erwähnenswert ist vielleicht auch eine Aussage aus der Festrede von Martin Vaupel, Hanseae Lips et Gottin- ga, der sagte: „Es steckt in den jungen Leuten heute ein ganz anderer Geist. Jeder „will nach seiner Façon selig“ werden, jeder denkt nur an sich. Gerade, wo uns die Militärzeit so bitter fehlt, wo der junge Mann die Gele- genheit hatte, sich einer Gemeinschaft ein- und unterzuordnen, gerade heute müsste er mehr denn je in einer Verbindung aktiv werden. Aber da muss man Pflichten übernehmen, Arbeiten leisten bei denen man keinen Vorteil für sich sieht, da muss man gehorchen und sich fügen. Sie wollen alle keine Herdenmenschen mehr sein, sagen sie. Mancher nennt dieses Gefühl Individualismus oder sonst wie, ich gebrauche dafür die deutschen Worte Ichsucht, Verantwortungsscheu und Feigheit. Das Leben wird so manche von ihnen noch zurechtweisen.“ Der aufmerksame Zuhörer fragte sich zunächst, was an dieser Aussage so besonders sei. Die Worte wurde allerdings klar und zu einem Aha-Erlebnis, als Verbandsbruder Vaupel hinzufügte, dass diese Aussage von einem Aktiven stammte und über 100 Jahre zurücklag. Es war eben doch manches früher gleich und nicht alles immer besser.