CC
Bildung bedeutet, sich ein Bild von der Welt zu machen. Der Mensch eignet sich von früh auf Wissen an, um seine Welt besser verstehen und gestalten zu können. Bildung ist dabei nicht nur der Schlüssel, mit dem man sich die Welt gefügig macht, sondern eine Kulturtechnik, die uns dabei hilft, ein vollständiger Mensch zu werden.
Verbandsbruder Kerber und Verbandsbruder Dr. Siegert bei der Preisverleihung
Bildung ist der wichtigste Rohstoff und sollte nicht auf das schlichte Auswendiglernen von Fakten, Daten und Formeln verkürzt werden. Der Mensch eignet sich mit Bildung auch sein ganzes soziales Leben an und schärft mit ihr alle Sinne. Für Humanisten wie den universalgelehrten Bildungsreformer Wilhelm von Humboldt war Bildung nichts anderes als die Mobilisierung aller Kräfte des Menschen, die zu einer sich selbst bestimmten Individualität und Persönlichkeit führen. Diese Entwicklung ist seiner Ansicht nach auf die Freiheit der Verhältnisse und der Person angewiesen, nur unter solchen Umständen kann der Mensch sein Potential voll ausschöpfen.
Den Begriff des „Bildens“ gibt es schon etwa seit 1300, übrigens nur im Deutschen, und er geht zurück auf die germanische Silbe „bil“ (spalten, behauen). Im Mittelalter und später im Althoch- deutschen wird der Begriff im Sinne von „sich bilden, erschaffen, gestalten, versinnbildlichen, nachahmen“ verwendet. Wenn man also einer Sache Wesen und Gestalt gibt, steht der Begriff Bildung auch für Schöpfung und Verfertigung. Und dann komm die Wissenschaft ins Spiel, denn der, der ausreichend Bildung hat, für den kann die Wissenschaft eine vorhersehende Kraft sein. „Ich will etwas machen, das vorher noch nicht gemacht worden ist“, sagt Prof. Dr. Manfred Wilhelm vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT). Bildung ist am Ende also nicht Wissen, sondern Interesse an Wissen
CC-Studienpreis
Verbandsbruder Julian Reiner, Ulmiae, führt in seiner Laudatio über den Träger des CC-Studienpreises, seinen Leibfuxen Bjarne Kerber aus:
„Ursprünglich direkt von der Nordseeküste, zwischen Bremerhaven und Cuxhaven stammend, zog es ihn 2017 zum Medizinstudium einmal quer durch die Republik ins beschauliche Tübingen. Im Gegensatz zum letztjährigen Preis- träger, Dr. Dammann, mit dem ich aktiv wurde, kann ich die Bekanntschaft mit meinem Bundesbruder Kerber bereits an einen institutionell früher gelegenen Zeitpunkt verorten: Der Zimmerbesichtigung. Da alle hier Anwesen- den an so etwas sicher schon einmal teilgenommen haben, können Sie mich sicher bestätigen, dass es solche gibt, wo man direkt merkt: Das wird sicher nichts! Genauso gibt es aber auch den gerade gegenteiligen Fall, wo man währenddessen schon die eigenen Chancen gegen die Mitbewerber-Bünde aufwiegt. Die Tatsache, dass wir heute hier sind, macht vermutlich klar, dass es sich um letztgenannten Fall gehandelt haben muss: Die thematische Vielfalt dieses Kennenlern-Abends erstreckte sich von den Smalltalk-Klassikern Hobbys, Sport, Musik hin zur Frage ob man wirklich die hexametrische Voß-Übersetzung der Ilias gelesen haben muss, welche Episoden aus Ovids Metamorphosen Tarantino am ehesten verfilmen würde, was Zebrafische mit der Raumfahrt zu tun haben und woher der Name Bjarne eigentlich kommt. Dieser für das süddeutsche Ohr eher ungewohnte Name entstammt dem skandinavischen Sprachraum und repräsentiert hier in einer Nebenform die Bedeutung „kleiner Bär“ – dass sein Vater Björn heißt, lässt einen Kausalzusammenhang vermuten. Bjarne Kerber entschied trotz all der um seine Gunst konkurrierenden Bünde jedoch goldrichtig, wurde bei meiner lieben Ulmia aktiv und bekleidete im Lauf seiner Aktivenzeit insgesamt sechs Chargen — davon dreimal die des Zweit- chargierten — und focht drei Partien auf die Farben meiner lieben Ulmia. Zwei davon tief, eine davon verschärft. Dass Bären ausgezeichnete Fechter sind, berichtet bereits Heinrich von Kleists in seiner anekdotischen Erzählung „Über das Marionettentheater“. Auch wenn aktive Fechtkarrieren irgendwann enden, so konnte sich mein Bundesbruder Kerber nicht ganz vom Paukboden lösen, sodass er inzwischen auch eine bemerkenswerte Anzahl Partien als Sekundant erfolgreich begleitet hat.
Neben der respektablen Anzahl an geführten Chargen wurde er 2018 Keilwart der Aktivitas und versah dieses Amt nicht minder engagiert. Einerseits ließ er sich nicht von Nebensächlichkeiten wie laufender Examensvorbereitung davon abhalten, Zimmerbesichtigungstermine zu betreuen, andererseits machte sein Engagement auch nicht vor der eigenen Familie halt: Zwar wurde sein Bruder studienbedingt (noch) nicht Ulmer, ist jedoch Verbandsbruder Fridericianae. Unter der von ihm stets vorgebrachten Devise „der Köder muss dem Fisch schmecken, nicht dem Angler“ optimierte er die Hausführung und den Auswahlprozess der Zimmerbewerber, sodass die Aktivitas nichts zuletzt aufgrund seines regen Wirkens aktuell eine stattliche Größe von 15 Mann aufweist.
Seine bereits erwähnte Expertise in der antiken griechisch-römischen Mythologie schlug sich in einer meisterhaften Damenrede zum Stiftungsfest 2017 nie- der, in der der geneigte Hörer neben auf- schlussreichen Eindrücken über Ovid, Homer und der Wesen der Frauen auch die Take-Home-Message mitnehmen konnte, dass es zwischen Menschen und Wassermelonen mehr Gemeinsamkeiten gibt, als einem lieb sein könnte. Neben all dieser — mein Vater würde es wohl „Akademikertätigkeit“ nennen — war sich mein Bundesbruder Kerber aber auch nie zu schade, mit anzupacken, nicht zuletzt deshalb verfügt das Ulmerhaus etwa über den objektiv schönsten „Getränkekeller“ Tübingens.
Im bundesdeutschen Vergleich gehörte er da zu den besten 0,5 %.
Nun stellt der Einsatz für den CC oder einen seiner Mitgliedsbünde nur eine Hälfte der Preiswürdigkeit dar, daneben bedarf es indes auch herausragender Studienleistungen. Dass die Studienleistung meines Bundesbruders Kerber sich in Richtung eines Superlativs bewegen würde, zeigte sich bereits an dem Ergebnis seiner Physikumsprüfung: Im bundesdeutschen Vergleich gehörte er da zu den besten 0,5 %. Bald darauf schien in ihm die Erkenntnis gereift zu sein, dass die Kombination aus Medizinstudium, Verbindung, Freundin und normalem Sozialleben immer noch unterfordert, daher begann er 2020 parallel zum Medizinstudium das Informatikstudium.
Was lag daher am Ende als näher, als auch die Dissertation direkt am Puls der Zeit in einer Schnittmengenregion aus Medizin und Informatik anzufertigen? Sucht man in der Publikationsdatenbank PubMed nach den Schlagworten machine learning so stellt man fest, dass sich die Anzahl an Neupublikationen in den letzten 20 Jahren etwa alle 2,5 Jahre verdoppelt hat und 2023 dazu mehr als 33.000 Veröffentlichungen registriert sind. Auf diesem wirklich heißen Forschungsgebiet untersuchte mein Bundesbruder Kerber, ob es mit Anwendungen im Bereich des Maschinellen Lernens möglich wäre, anhand computertomografischer Aufnahmen bestimmter Hirnventrikelareale eine neuartige Methode zur biologischen Altersbestimmung zu entwickeln. Wir drücken ihm für die Verteidigung die Daumen!
Schließlich geht auch Zeit ins Land, das Studium schloss mit der Approbation, aus der Freundin wurde die Frau und aus dem hügeligen Tübingen die noch hügligeren Zürcher Alpen, wo er im Universitätsspital unlängst seine Facharztausbildung zum Radiologen begonnen hat. Wenn ich auf die Aktivenzeit meines Leibfuchs Kerber blicke, so blicke ich auf eine wahre Bereicherung meines Bundes: Einen Bundesbruder, mit weitreichender Begeisterungsfähigkeit, um es stellvertretend auf Auszüge des „Soundtracks“ seiner Aktivenzeit herunterzubrechen: Von Rachmaninoff bis Daggedag, von Black Sabbath bis zu Roy Bianco und den Abbrunzati Boys. Einen klugen Bundesbruder, dessen Leistungsbereitschaft in so vielen Bereichen vorbildhaft ist, einen Debattengegner, dessen scharfsinnige und gewitzte Argumentation schon einige Male den eigenen Standpunkt reflektieren ließ und nicht zuletzt einen treuen Freund.“
CC-Wissenschaftspreis
„Als Herzog Casimir dereinst gegründet Des Landes Schule hier an diesem Ort, Hat er der Wissenschaft ein Licht entzündet; Noch heute wirkt hier Geist und Wort.“
Mit diesen Worten begann Verbandsbruder Markus Schluck, Württembergiae, seine Laudatio für seinen Leibfux Prof. Dr. Wolfgang alias Gregor Siegert und fuhr sodann fort.
„Nach der Stiftungsurkunde des Herzogs von Sachsen-Coburg sollte die Landesschule CASIMIRIANUM „ein Medium“ zwischen einer Trivialschule und einer Akademie sein. Seit 1970 wird daher beim Stiftungsfest des altehrwürdigen Gymnasiums noch dieser Teil des dreistrophigen Bekränzungslieds gesungen.
In der Wissenschaft ein Licht entzündet hat unser heutiger Preisträger ebenfalls unzählige Male. Wohl erstmalig bereits 2011 mit seiner Masterarbeit zum Thema „Praecekale Aminosäuren-Verdaulichkeit von Triticale verschiedener Bildungsintensitäten“ mit der Note 1,3. Für alle Ahnungslosen: Diese Arbeit befasste sich mit dem Thema „Tierernährung.“ Denn, unser Preisträger ist Agrarwissenschaftler mit dem Spezialbereich Tierernährung und hat mittlerweile eine Promotion ebenfalls im Fachbereich Nutztierernährung mit beeindruckender 1,0 abgeschlossen. Und ist erwartungsgemäß seit dem 1.1.2024 nun profilierter Professor für Tierernährungsphysiologie und Ressourceneffizienz an der Georg-August-Universität Göttingen. Titel der Habilitationsschrift als „Venia Legendi“: „Relevance of amino acid digestibility for the protein utilization efficiency in poultry”. Übersetzt: „Bedeutung von Amino-Säuren-Verdaubarkeit für die Verwertungseffizienz von Geflügel“.
Nun erhält man den Wissenschaftspreis des Coburger Convents aber nicht allein deshalb, weil man im Elfenbeinturm der Wissenschaft geglänzt hat. Die Studentenverbindungen haben in der Vergangenheit schon oft für sich in Anspruch genommen, eine fortschrittliche Elite zu sein. Bereits vor Jahrhunderten waren wir die Vorkämpfer der Demo- kratie. Heute sind wir die Vorkämpfer der freien Gedanken, ermöglichen den Blick über den Tellerrand, fördern Offenheit, bürgerliche Tugenden und die Selbsterfahrung im Studium Generale. Die Segnungen dieses Studium Generale muss man sich aber hart erarbeiten. Die Mitgliedschaft in einer Verbindung bietet zwar durchaus Freizeitvergnügen und damit einen perfekten Ausgleich für den harten Studien- & wohl noch härteren Berufs-Alltag. Sie bringt aber auch mit sich vielerlei Pflichten und freiwillige Aufgaben, die man je nach Interesse und Neigung annehmen oder auf das Unerlässliche beschränken kann. Aufgrund dessen muss ein Preisträger neben einem brillanten Abschluss auch noch weitere Eigenschaften unter Beweis stellen. Charles Darwin hat einmal gesagt: „Die Liebe zu allen Lebewesen ist die edelste Eigenschaft des Menschen.“
Auf den ersten Blick mag Prof. Dr. Siegert, außer der ebenfalls fehlende Haarpracht, nur wenig gemein zu haben mit einem der größten Wissenschaftler unserer Zeit. Auf den zweiten Blick sind seine herausragenden Errungenschaften in den Naturwissenschaften für viele Lebewesen bereits heute ebenfalls wegweisend. Diese lassen sich an seinem herausragenden Lebenslauf wie folgt ablesen:
- Wolfgang Siegert ist geboren 1984 und seit 2010 & 2016 begeisterter Vater zweier Söhne. Verheiratet seit letztem Jahr mit der, heute ebenfalls anwesenden, wertgeschätzten Franziska.
- Wolfgang Siegert zeigte schon früh in Praktika in unterschiedlichen Landwirtschaftsbetrieben großes Interesse an der Landwirtschaft.
- 2004 hat er dann auch richtungsweisend das Studium der Agrarwissenschaften und Tierwissenschaften an der Fachhochschule Weihenstephan-Triesdorf aufgenommen und ist dort in die freie Landsmannschaft Frankonia zu Triesdorf eingetreten.
- Dort hat Wolfgang Siegert seine Kompetenzen schon früh auch in der Hochschulpolitik eingebracht als Mitglied des Senats, Hochschulrats und des Studentischen Konvents sowie als Vorsitzender des Studentischen.
- Im Jahre 2009 hat er sein Studium als Diplomagraringenieur abgeschlossen. Unmittelbar danach hat er ein Masterstudium der Agrarwissenschaften an der Universität Hohenheim und das Band der Landsmannschaft Württembergia aufgenommen.
- 2011 hat er wie erwähnt dann den Mastertitel erworben. Seitdem war er Mitglied der Studienkommission sowie Mitglied des Zulassungs- und Prüfungsausschusses. Auch ist er seit 2013 Mitglied der renommierten World’s Poultry Science.
- 2016 war er dann Doktorand am Institut für Nutztierwissenschaften der Universität Hohenheim mit dem wissenschaftlichen Titel: „Factors influ- encing the response of broiler chicken to glycine supplements in low crude protein diets” mit der Abschlussnote: 1,0.
- Bis heute hat Siegert sage und schreibe 120 Publikationen in renommierten internationalen Fachzeitschriften begutachtet. Als Autor wurde er sogar in einer dieser unzähligen Publikationen mit dem Milton L. Sunde Award ausgezeichnet.
- Die akademische Laufbahn von Wolfgang Siegert zeichnet sich aber nicht nur aus in seinem wissenschaftlichen Feld durch eine auffällig hohe Anzahl von Wissenschafts-Preisen wie etwa Studienpreis der Landsmannschaft Württembergia, Studienpreis des Coburger Convents, Forschungspreis der deutschen Branche der World’s Poul- try Science Association oder auch seit Kurzem der Förderpreis der Henneberg-Lehmann-Stiftung.
- Die akademische Laufbahn von Wolfgang Siegert zeichnet sich vielmehr aus bei der Frankonia & meiner lieben Württembergia mit insgesamt 14 engagierten Aktivensemestern. In denen er bei sieben Chargen (X, 3mal XX, XXX, 2mal FM) aber auch beim wichtigen Amt des Kassenwarts weit überdurchschnittlichen Einsatz bewiesen hat.
- Auch als AH hat er Verantwortung übernommen u.a. im Vorstand als Bundesbeauftragter für Keilarbeit, Schriftführer sowie Organisator des Studienpreises.
- Außerdem hat er vier Partien; eine hoch, zwei horizontal und eine tief; mit einwandfreier Moral gestanden. Nicht der Pflicht nur zu genügen, gab er seine fechterische Erfahrung immer gerne an junge Bundesbrüder weiter. Vornehmlich auch als Unparteiischer sowie als Sekundant in unbekannter zweistelliger Partienanzahl.
- Darüber hinaus war er bei den Sportwettkämpfen anlässlich des Coburger Pfingstkongresses einmal Sieger im Nord´schen Mehrkampf und zweimal im 1.000 Meter-Gehen.
Eine stringente, ja höchst effiziente universitäre Ausbildung, gepaart mit einem vorbildlichen Engagement in zwei Bünden, ist der Stoff, aus dem Preisträger gemacht sind.
Es ist nicht üblich, dass er trotz aller Verpflichtungen den Spaß an der Freud ganz und gar nicht verloren hat. Als geselliger Bundesbruder sei hier beispielsweise unser letztjähriger legendärer feuchtfröhlicher Leibfamilien-Ausflug nach Dublin erwähnt. Auch ist es nicht üblich und selbstverständlich, dass ein Bundesbruder im Masterstudium sowie während und nach der Promotion weiterhin so präsent ist und eine wichtige Rolle im Leben vieler Aktiven und Inaktiven spielt. Eine stringente, ja höchst effiziente universitäre Ausbildung, gepaart mit einem vorbildlichen Engagement in zwei Bünden, ist der Stoff, aus dem Preisträger gemacht sind.
Er ist der lebende und leuchtende Beweis dafür, dass sich Familie, Studium und Verbindung unter einen Hut bringen lassen. Er hat es verstanden, die Prioritäten wechselnd stets so zu setzen, dass er auf verschiedenen Lebensfeldern parallel Erfolge erzielen konnte. Er ist nicht den leichtesten Weg gegangen, sondern hat sich Herausforderungen gestellt und sie gemeistert. Und das mit wahrer Kame- radschaftlichkeit plus Welt-Offenheit. Das ist es, was seine Leistung im Sinne der Werte und Grundgedanken des Coburger Convents prämierungswürdig macht.
Ich hoffe, ich konnte aufzeigen, dass Verbandsbruder Wolfgang Siegert mit einer außerordentlichen Liebe zu allen Bestandteilen der Lebewesen, von Amino-Säuren über Geflügel bis hin zu seinen Mitmenschen, die edelste Eigenschaft verkörpert.“