Datum: 15.03.2023

Ereignis: Berichterstattung zur „PP-Suite“ am 10.02.2023 in Erlangen zwischen Germania Erlangen und Munichia Bayreuth im CC

 

Seit dem 10.2.2023 ist viel über die in Erlangen durch zwei Studentenverbindungen ausgetragene Mensur berichtet worden. Allerdings werden die Sachverhalte oft nicht richtig dargestellt. So ist zum Beispiel von „Ehrenhändel“ oder einem „verbotenen“ oder gar „illegalen Duell“ die Rede und es wird behauptet, die am 10.2.2023 ausgetragene, so genannte „Pro-Patria-Suite“, sei gegenüber anderen Mensuren „mit verminderten Schutzmaßnahmen“ und „schweren Klingen“ ausgetragen worden. Dies alles wird dann in einen Kontext mit einer Entscheidung des Bundesgerichtshofs (BGH) aus dem Jahr 1953 gestellt, in der der BGH das Austragen von Mensuren nicht als strafbar angesehen hat.

Eine „Pro-Patria-Suite“ (PP-Suite) stellt keinen „Ehrenhändel“ und damit auch kein Duell dar. Sie folgt als Mensur klaren Regeln.

Das vom Göttinger Landgericht am 19.12.1951 gefällte Urteil gegen einen Studenten, der eine Mensur gefochten hatte, lautete auf Freispruch, da eine Mensur kein Duell ist. Dieses Urteil wurde am 29.01.1953 durch den BGH bestätigt. Die Voraussetzung für eine zulässige Mensur war und ist, dass mit der Mensur keine Ehrenhändel ausgetragen werden und Schutzvorkehrungen sicherstellen, dass tödliche Verletzungen auszuschließen sind.

Dieser Forderung wird bis heute überall nachgekommen, wo sich Verbindungsstudenten auf Mensurtagen treffen. Eine „PP“ oder „Pro Patria Suite“ ist eine Fechtfolge – also eine Reihe von Mensuren von einer Verbindung, die sie gegen eine andere ficht. Dabei gelten dieselben Regeln wie bei einer einzelnen Mensur, es wird die gleiche Schutzausrüstung getragen und es werden die gleichen Waffen verwendet. Über den regelkonformen Ablauf wacht auch, wie bei jeder Mensur, ein Unparteiischer. Eine „PP“ entspricht damit unverändert den Vorgaben des BGH.

Vor allem durch die Freiburger Antifa wird jedoch der Eindruck vermittelt, dass es Unterschiede bei der Durchführung von Bestimmungsmensuren und Mensuren bei einer „Pro Patria Suite“ gibt. Dies ist aber nicht der Fall. Die oft angesprochenen „verschärften Bedingungen“ ergeben sich nicht etwa aus der Wahl der Waffen oder der Reduzierung der auch für eine „PP“ zwingend vorgeschriebenen Schutzausrüstung. „Verschärfte Bedingungen“ bedeutet ausschließlich, dass es bei einer Fechtfolge – nach vorheriger Absprache – zu einer größeren Anzahl Runden (Gänge genannt) als bei einzelnen Mensuren kommen kann. Um es klar zu sagen: Eine Verschärfung der Regeln, Waffen oder eine Verminderung der Schutzausrüstung bedeuten sie nicht.

Die Mensur – auch in Form einer „Pro Patria Suite“ – ist also ein Sport, der festen Regeln folgt und nichts mit einem Duell zu tun hat. Im Übrigen gibt es bei Duellen immer einen Sieger und Verlierer. Mensuren, auch die im Rahmen von „PPs“ sind schon deshalb keine Duelle, weil es keine Ehrengerichte gibt, die über die Zulässigkeit eines Duells entscheiden und bei Pflichtverletzungen auch Sanktionen verhängen könnten. Im Übrigen wird der Ehrbegriff, der einem Duell zugrunde liegt, nur noch in archaischen Gesellschaften mit eigenem Codizi praktiziert und endet meist mit Femiziden.

Und schließlich: Die Austragung von „PP-Partien“ erfolgt freiwillig. Auch der Coburger Convent als Verband verpflichtet seine Mitglieder weder zur Beteiligung an „PP-Partien“ noch sieht er Sanktionen vor oder verhängt diese, wenn eine Mitgliedsverbindung eine „PP-Partie“ ablehnt.

Auch bei Mensuren kann es – wie bei anderen kampf- und körperbetonten Sportarten auch – trotz Einhaltung aller Regeln zu „Unfällen“ kommen. Es handelt sich hierbei um Verletzungen, die nach Maßgabe der beteiligten Ärzte besser in einer Klinik zu versorgen sind. Das ist allerdings nicht gleichzusetzen mit der Aussage „aus dem Ruder gelaufen“. Es ist vielmehr ein im Sport hinzunehmender Vorgang, der bei jeder anderen Verletzung bei der Ausübung von sportlichen Aktivitäten – angefangen beim Fußball über Motorsport oder auch bei olympischen Kampfsportarten – vorkommt. Die Polizei hat dementsprechend auch ganz skandalfrei von „mittelschweren Verletzungen“ gesprochen.

Für weitere Informationen weise ich auf den Wikipedia-Artikel zum Thema „Pro-Patria-Suite“ hin: https://de.wikipedia.org/wiki/PP-Suite

Martin Vaupel

Pressesprecher